Newsletter
Language : English

Presse



StormBringer

4.5 / 5
Meine Gedanken streifen umher wie scheinbar ahnungslose Wanderfalken, sie haben ihr Ziel vor Augen, aber lassen mich darüber im Dunklen. Genau in dieser Stimmung erwischen mich LORD SHADES wie der kalte Wind, der dir ins Gesicht knallt, wenn du aus einer verrauchten Kneipe spät nachts (oder früh morgens – je nach Betrachtungswinkel) auf die Straße taumelst, dir noch mal den Mantel abklopfst, dich umschaust, ob dich jemand gesehen hat beim beinahe-aber-doch-nicht-auf-die-Schnauze-fallen und realisierst, dass du sehr viel benebelter bist als angenommen. Im letzten Schluck war der Rausch und LORD SHADES sind da um dich aufzufangen.

**

„Beyond The Wall of Sleep“ baut sich auf wie ein Unwetter am Horizont. Im Hintergrund Geräusche, die klingen, als würden Messer geschliffen, so braut sich der Sturm langsam zusammen. Anfangs noch mit sanften, fast verträumten und melodischen Klängen verwöhnt, wird man zur Mitte des Liedes wachgerüttelt. Eine Mischung aus verspielten, gezupften Elementen und dröhnenden Riffs gibt einen Ausblick darauf, was LORD SHADES zu bieten haben.

„Nightly Visions“ – oho, Gesang! Die gurrenden Growls tragen einen großen Teil zur Abrundung der Musik bei. Der Track ist ebenso durchzogen von rein melodischen Parts, das mausert sich ein bisschen zum LORD SHADES-Erkennungsmerkmal. Atmospheric Black Metal erfreut sich großer Beliebtheit und der Phantasie sind nicht wirklich Grenzen gesetzt – was LORD SHADES scheinbar vernommen und in ihrer Musik verwirklicht haben.

„The Dark Host“ dröhnt ordentlich weg, der Song ist nicht nur gesanglich aggressiver. Beim Anhören ist es ein Ding der Unmöglichkeit, nicht mit dem Fuß mitzuwippen, das geht ordentlich ins Blut. Inklusive Schmerzensschreie und Kampfgeräusche. Man könnte LORD SHADES durchaus als Soundtrack für einen epischen Actionfilm verwenden. Da passt auch dazu, wie die Welt von LORD SHADES beschrieben wird: Fire-Enmek, das Land der Lebenden, Namwell, ein Land der Magie und des Glücks und Meldral-Nok, das verfluchte und vulkanisch geprägte Land. Episch genug, nicht?

„The Gift“, „Woe To The (Vae Solis)“ und “The Revenge Of Namwell” klingen wie Hymnen an irgendwelch dunkle Gottheiten, wobei LORD SHADES oszillieren zwischen feierlicher Düsternis und melodisch fein geschliffenen Parts wie in “The Revenge Of Namwell”. Da bringt jemand die Gitarre zum Singen, aber vom Feinsten!

„The Awakening“ ist sehr orientalisch angehaucht, von Musik und Gesang her sehr spannend und ungewöhnlich. Mit den obligatorischen Growls, die den Hörer fast ein bisschen hochschrecken lassen, wenn er sich noch durch die doch eher sanften Melodien am Anfang in Sicherheit wiegt.

„A New Dawn“ besticht durch massive Überlänge und ein weibliches Goldkehlchen zur gesanglichen Untermauerung. Der Track weckt Aufbruchsstimmung, passend zum Titel – als wäre er nicht nur der letzte Song auf dem Album, sondern der Anfang von etwas ganz Besonderem.

**

LORD SHADES reißen den Hörer mit, entführen ihn auf eine sehr eigenartige Reise – ob jeder wieder zurückkehrt in die Welt der Normalsterblichen nach Genuss dieser Klänge, ist bis dato noch nicht ausreichend getestet. Lee