Acoustic Shok
FantasyworldWenn die Sonne scheint und jederzeit ein Schauer hereinbrechen kann, dann ist die Festivalsaison eröffnet. Ein Line-Up nach dem Anderen baut sich auf, ein Festival nach dem Nächsten schließt seinen Vorverkauf mit dem Schild ausverkauft. Das Wacken Open Air Festival ist das größte Heavy Metal Festival der Welt. 2011 marschierten knapp 86.000 Besucher in das beschauliche Schleswig-Holstein ein um abzurocken. Auch dieses Jahr, knapp zwei Monate vor dem Start, ist es ausgebucht. Lord Shades haben als französischer Gewinner des Wacken Metal Battle France 2012 dieses Jahr die Ehre sich auf dem legendären Wacken Festival zu präsentieren.
Nach „The Downfall of Fïre-Enmek“ aus dem Jahr 2008 ist „The Rise Of Meldrak Nok“ das zweite Studio Album des französischen Black Metal Quartetts. Lord Shades präsentieren auf ihren Alben ihre eigene Welt, die aus insgesamt drei Ländern besteht: Fire-Enmek, Namwell und Meldral-Nok. Medral-Nok repräsentiert das verfluchte Land. Und genau diese Stimmung, des selbst erschaffenes Landes, stellen Lord Shades auf ihrer neuen LP und insgesamt 7 Tracks dar. Die Stimmung wird dabei mit diversen Soundeffekten demonstriert. So hören wir unter anderem: Pferdewiehern, einschreitende Armeen, knarrende Türen, Wellen, sowie Blitz und Donner. Die unterschiedlichsten epischen Sounds inklusive kurzer Audiotags, wie aus einem Fantasyfilm Set, werden mit einer kraftvollen Portion Black Metal vermengt. Viele dunkle und robuste Elemente beherrschen dabei die Welt von Medral-Nok. Neben den klassischen Instumental-Werkzeugen des Black Metal bzw. des Rockgenres: Gitarre, Bass, Drums und Vocals, greift die Band auch auf Violine, Akkordion, Cello und einen Chor zurück, um den Sound ausdrucksstärker und epischer zu gestalten. Dies gelingt auf allen sieben Songs eindrucksvoll, die donnernde Stimme von Sänger Alex besticht durch sein tiefes Growling. Das Tempo ist stets hoch und imposant, beeindruckt jedoch durch die Unmengen an Nebenkriegsschauplätzen, die platziert in den Sound eingepflegt werden. In „The Dark Fleet“ wird das Growling beispielsweise durch einen beinahe himmlischen Chor besänftigt. Ein Spiel der Gegensätze, das einen unheimlichen Spannungsbogen schafft. „The Pledge“ wird durch einen Folkmusikeinschub wie aus einem Zigeunerzirkel aufgebauscht, der durch das niederschmetternde E-Gitarrenspiel zerstört wird.
Jeder der sieben Songs erzählt eindrucksvoll einen Teil der verfluchten Geschichte des Landes Medral-Nok. Die Geschichte fasziniert durch Tempo, aggressives Growling und die episch-wirkenden Zusatzelemente. Jedes Stück ist ein Kunstwerk für sich und passt perfekt in die gewünschte Fantasywelt, die den Rahmen des Ganzen bildet. Der Kritikpunkt liegt leider auch in der größten Stärke, an einigen Stellen sind die diversen Soundelemente reines Füllmaterial. Nicht unpassend, aber auch nicht vorantreibend bzw. fesselnd genug. Vergleichbar mit einer Füllszene eines Fantasyfilms, der den Zuschauer in die Weiten der gezeigten Welt entführen will und mitunter ein Gefühl der unnötigen Länge schafft. An einigen Stelle wäre der direkte Weg, ohne den Umweg durch die Büsche, dann doch der geschicktere gewesen. Und so erscheinen einige Passagen zu ausschweifend, zu lang, zu viel.
Dennoch werden Lord Shades mit ihrer mit Details gespickten Show vielleicht einer der Überraschungsacts des diesjährigen Wacken. Damit würden sie aus ihrer Sicht sicher in den Olymp ihrer Eigenwelt aufsteigen. Wir sind gespannt wie das Publikum die Geschichte annimmt und was das nächste Album rund um die Welt Namwell erzählt.
Anspieltipps: Lust For Death, Awareness Tanja